Samstag, November 07, 2009

 

Worte über Mama

Stärke wächst nicht aus körperlicher oder finanzieller Kraft – sondern vielmehr aus unbeugsamen Willen und Liebe.

Unsere Mama hat uns vieles mit auf den Weg gegeben.

Unsere Mama hat es geschafft den schmalen Mittelweg zu finden zwischen uns Freiheit geben und uns Beschützen. Sie hat uns die Freiheit gegeben viele Erfahrungen zu sammeln, Entscheidungen zu treffen und Dinge auszuprobieren. Dabei hat sie uns immer Sicherheit und Halt gegeben, uns unterstützt und gefördert. Diese Freiheit hat unsere Selbständigkeit ermöglicht. Halt bei ihr zu finden hat uns Stark gemacht für die Welt. Durch die Freiheiten die sie uns gab war eine unglaublich liebevolle Nähe möglich. Durch die Freiheiten war sie nicht nur unsere Mutter, sondern eine Freundin. Als allein erziehende Mutter hatte sie es vor 30 Jahren nicht einfach, aber wie eine Löwin war sie immer bereit alles für ihre Kinder zu tun. Sie wäre eine großartige Oma geworden. Ihr Lebenswille, ihr Glaube an uns, ihre Zukunftshoffnungen und ihre Liebe haben uns inspiriert, haben uns Halt gegeben. Sie hat es verstanden uns zu beschützen und uns wachsen zu lassen.

Unsere Mama war immer sozial. Das hat bedeutet, dass sie immer redselig war, Lust hatte an Gesprächen und Austausch. Ganz egal ob mit Kunden und Kundinnen, ob mit Nachbarn und Nachbarinnen, mit ihren zahlreichen Freunden und Freundinnen oder mit der Familie. Zuletzt, als ihre Mobilität immer weniger wurde, hat sie viel Telefoniert mit vielen Menschen noch ausführliche Gespräche geführt. Sie hat Michi und mir ihre soziale Ader mitgegeben und uns spüren lassen wie wichtig es ist als Familie zusammen zu halten.

Natürlich war auch unsere Mama nicht immer gut gelaunt und auch mal grantig und stur, aber ihre Türen standen immer für uns offen, sie hat geholfen wo sie konnte, nicht nur ihren Kindern. Sie hatte ein offenes Ohr für die Mattseer und Mattseerinnen, in ihrer Zeit als Gemeindevertreterin, auch wenn ihre Position nicht immer Mehrheitsfähig war. Sie hatte Zeit für ihre Kuden und Kundinnen auch an betriebsamen Tagen. Als Betriebrätin hat sie sich immer um die Belegschaft gekümmert und ist hartnäckig geblieben. Unsere Mama hat uns gelernt eine Meinung zu haben und dafür Einzustehen. Niemals aufgeben, Menschen mit Achtung und Respekt begegnen und Versprechen halten, das hat sie uns vorgelebt. Sie war immer, egal ob in der Familie, im Beruf oder in politischer Funktion um Gerechtigkeit bemüht.

Wir haben bei ihr gesehen, dass die größte Freude oft in den kleinen Dingen steckt. Sie hat sich ungemein gefreut, als sie trotz Chemotherapie wieder Haare in der Nase bekam. Sie hat ihre Tomaten und Paprika am Balkon gehegt und gepflegt und sich über jedes Blatt und jede Frucht gefreut und bereits Samen für den nächsten Frühling vorbereitet. Ein einziges Sms konnte ihr den ganzen Tag versüßen.

Unsere Mama hat uns gezeigt wie viel Kraft in Ruhe und Humor steckt. Ihre Ruhe und Besonnenheit war es, die uns die letzten zweieinhalb Jahre überstehen hat lassen. Ihr Humor hat uns allen geholfen das Schicksal leichter zu ertragen. Selbst als sie schon sehr krank war, keine Haare mehr hatte und Gelbsucht bekam konnte sie über den Vorschlag lachen, sich doch als Homers Cousine bei den Simpsons zu bewerben. Die Schwestern und Pfleger in der Onkologie Ambulanz haben sich schon immer gefreut, wenn sie wieder kam. Sie waren gespannt welche Blödeleien und Späßchen sie wieder auf Lager haben wird. Und in der Radiologie als die Bestrahlungsstellen auf ihrem Bauch angezeichnet wurden, hat sie sich nach und nach eine ganze Landschaft dazu zeichnen lassen, mit Blumen und Sonne. Sie war für uns und viele andere Aufheiterung und Sonnenschein.

Wir hatten noch so viele gemeinsame Pläne. Zur ihrem 50. Geburtstag wollten wir erstmals zu Dritt auf Urlaub fahren. Mama, Michi und ich. Mit unserem ersten gemeinsamen Urlaub haben wir zu lange gewartet.

Sie war auf ihren Tod vorbereitet und hat in den letzten Monaten noch alles geregelt, ausgemistet und geordnet, sodass wir keine Schwierigkeiten wegen ihr haben.

Wir sind erleichtert, dass wir ihr, Dank Karl, ihren letzen Wunsch erfüllen konnten. Nach Hause kommen. Sie hatte nahezu unbeugsamen Lebenswillen und sich geplagt und gekämpft bis zum Schluss.

Wir wissen unsere Mama war stolz auf uns, und wir sind stolz auf sie.
Möge uns die Erinnerung an sie begleiten wie ein wärmender Sonnenstrahl. Danke Mama, wir werden dich immer lieben.

„Ins Wasser fällt ein Stein und ganz heimlich still und leise.
Und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise.“

In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir uns oft hilflos und klein gefühlt. Der Krebs kam und wir konnten nichts tun. Diese Hilflosigkeit ist zermürbend. Wir hätten darüber verzweifeln können. Aber in all der Zeit hat unsere Mama und haben wir viele kleine Gesten, Gespräche und Begegnungen erlebt, die uns Trost und Hilfe waren.
Manchmal waren es Besuche oder Erledigungen, die uns geholfen haben. Oft waren es Anrufe, Mails oder SMS die uns zeigten, dass wir nicht alleine sind.
Immer gab es Familie, Freunde, Nachbarn an die wir uns wenden konnten.
Ohne die fürsorgliche Betreuung, weit über die Dienstpflicht hinaus in der Onkologie Ambulanz wäre unserer Mama vermutlich schon früher die Kraft ausgegangen.
Ohne ihre FreundInnen wäre sie verzweifelt gewesen, ohne unsere Freunde hätten wir verzagt.
Ohne ihre Familie wäre sie oft gelangweit gewesen.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen die sie und uns unterstützt haben. Besonders erwähnt sei auch die rasche und unkomplizierte Hilfe die wir in den letzten Tagen erfahren haben.

Danke für eure Begleitung bis zuletzt.

Danke Lieblingsmama, wir vermissen dich.

Comments:
Liebe Bettina,
es tut mir so leid.
Sei fest umarmt, Julia.
 
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